Saitenfeuer – Ein wenig Farbe

VÖ: 15. Juli 2016
Laute Helden / SPV


...die erste Dekade ward gezogen ins neue Jahrtausend, als erstmals entflammte ein Flächenbrand, entfacht durch die Hand derer von Saitenfeuer. Zu jener Zeit ließen fünf Leipziger ihr Debütalbum Auf und Davon durch das Revier marodieren. ...nun, 6 Jahre später, geht bereits die Nummer drei an den Start. Ein wenig Farbe heißt der Longplayer und tritt ab dem 15. Juli 2016 ein schweres Erbe an. War doch das bereits erwähnte Album Auf und Davon, sowie dessen Re-Release Auf und Davon 2012, stattliche Hausnummern. Ob Saitenfeuer das getopt hat … nun ja, das werden wir jetzt einmal checken …Wohl an – Die Spiele mögen beginnen.

Track #1 - „So bekommt ihr es zurück“ läuft gerade mal 20 Sekunden und schon wird klar, was es bedeutet; in eine Salve Saitenfeuer zu laufen. Drum-Set-Punches, diktierende Riffs, schneidende Textzeilen … nun wird auch der Letzte kapieren, was die Stunde geschlagen hat. Die Mannen sind nicht gekommen, um Küsse zu verteilen. Dieser Song als Opener auf ´nem Festival, und die Grasnarbe im Infield hat´s hinter sich...

Hmmm, 15. Juli 2016 … lag da nicht noch was an? Jo genau, da ist G.O.N.D. ... somit fällt die Albumrelease und das alljährliche Familien-Treffen zusammen. Im Umkehrschluss betrachtet, wird es also einige Songs vom kommenden Silberling, während des Gigs (G.O.N.D.-Samstag 16:15 – 17:00 Uhr), erstmals live auf die Horchapparatur geben. Damit die Druckwellen nicht gar zu heftig in die Gebeine fahren, hat Saitenfeuer bereits eine Art Step-By-Step-Akklimatisierung installiert. Im Vorfeld erschien jeweils ein Clip zu den Songs „Ihre Welt“ und „Wer´s nicht wagt“...






Unsere Mitwelt … grau, trübselig und im Wachkoma! Schaut man sich einmal unseren Alltag in Ruhe und mit Verstand an, so wird man zwangsläufig zu dem Schluss kommen müssen, dass da einfach Ein wenig Farbe ins Plasma muss. „Nicht mein Ding“ zeigt dies, gehüllt in schallende musikalische Ohrfeigen, überdeutlich auf. Das Stück klagt an und manifestiert einen stabilen Standpunkt: „... nicht, nicht, nicht mein Ding … lieber voll und ganz dagegen, als gleichgültig dafür“.

Auf Grid #5, #7 und #11 hat Saitenfeuer prägnante Kontraste genietet. Als da wären, „Auf der Flucht“, „Wenn es dich noch gibt“ und „Ich danke dir“. Man ist hier mit den Härtegraden ein wenig gezügelter umgegangen. Das soll aber keines Falls heißen, dass ihr mit dahergeschleimten Geheule vollgeschlöddert werdet. Teilweise durchzogen mit einer sehr angenehmen Schwermütigkeit, besitzen diese Songs die Kraft einer Streitaxt. Vor allem beim Track „Auf der Flucht“ trifft das punktgenau zu. Geführt von gestählten Riffs, bringt dieses Stück, im Ganzen betrachtet, genau jene genannte angenehme Schwermütigkeit rüber … wie gesagt, diese drei Tracks sind weniger kantig, jedoch voller Tiefgang, Kraft und Aussage.

„Marsch in Moll“ … eine musikalische Abhandlung über den einen oder anderen Tag unseres Lebens … Tage, an denen auch die letzten Ratten geflohen sind und selbst der Geier über uns, so langsam die Geduld verliert. Manchmal nennt man solche Tage auch Montag. … der Sound zu dem Text spricht allerdings eine andere Sprache. Bis zum Anschlag gespickt mit Heb-den-Arsch-hoch-Cerealien, geht es hier stramm voran.

Bereits in 2015 das Licht der (Live)Welt erblickend, lauern in Riefe #8 und #9 die Songs „Am Leben“ und „Gewissen“. Vor allem „Am Leben“ sollte aufmerksam studiert werden. Prädikat: besonders wertvoll … Ist es doch ein rotziges JA zum Leben, gepackt in eine Easy-Living-Taktung, beschleunigt mittels eines Gassenhauer-Refrains. Erstmals zu genießen waren diese zwei Teile auf der Trio Infernale Tour.

Dem ernsten Thema absolut angemessen, wird der Tonfall von Sänger Carsten, in Rille 10, stellenweise merklich zorniger und härter. Auch die Schlagzahl wird deutlich wütender. Eine fette Kelle NDH hängt in den Saiten. „Keine Fackeln“ ist eine kantige Ansage an die Fraktionen des braunen Gesindels und an den deutlichen Rechtsruck, der momentan im Lande zugange ist. Die Zeit ist gekommen, um unmissverständliche Thesen an das Domportal zu nageln. „... und hier ist nun der Punkt, an dem man’s nicht mehr ignorieren kann!!!“

Track #12 – „Für die Toten“ ...bei dem Stück lacht mein 45 Jahre altes Schwermetallerherz. Intro, Riffs & Bridges keulen mich gedanklich in eine Zeit zurück, in der es mächtig metallen zuging. Hä hä, ich seh´mich gerade auf einem Kasten Bier sitzen, meine Wildleder-Mantaletten krampfhaft unter die Hosenbeine stopfen und einen 12 Pfund schweren Gürtel, in Form eines MG-Patronengurtes rumwuchten. Dabei schön den Head bangen … geil war´s.

The last one … „Mein Vertrauen“, der Charon dieses Longplayers. Glaubt man der griechischen Mythologie, so ist Gevatter Charon der Fährmann, der dich über den Totenfluss Acheron bringt, auf dass du eingehen mögest in den Hades. ...nun ja, über den Totenfluss geht’s nun nicht gleich, und es wird euch auch nicht der Hades erwarten, aber nichts desto trotz, geleitet dich dieses Stück, leider viel zu früh zurück ... zurück aus dem Saitenfeuer-Reich hinein in Realo-World ... es macht nachdenklich, sehr nachdenklich ... aber auch stark, stark genug, all den Stürmen zu trotzen, und all die Freuden des Lebens abzugreifen...

Das Jüngste Gericht:

Mit ihrem 3. Streich, Ein wenig Farbe, schicken die Leipziger Rocker Saitenfeuer ein Album auf die Piste, dass deutlich aufzeigt, wie konsequent die Band in den vergangen Jahren musikalisch gearbeitet, und sich dadurch natürlich stetig weiterentwickelt hat. Das Album birgt ein Fassettenspektrum in sich, das von Rock & Schwermetal, über NDH-Riffs bis hin zur Ballade und durchaus auch öffentlich-rechtlich konformen Stücken reicht. Dazu gesellt sich ein professionelles Umfeld, das den Musikern den ganzen Drum-Herum-Kram abnimmt. U.a. erkennbar an der strukturierten Vorgehensweise im Vorfeld … ein Traum für jeden Schreiberling.



Gruß Duser


P.S. Die Bilder in dieser Review wurden durch einen „Darfste-Dir-Ausleihen-Schein“ von Carsten möglich gemacht. „Ich danke dir“




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